Babars Herz der Vergebung
Der Mogul-Kaiser Babar war sehr gütig, sehr großzügig und sehr mächtig. Eines Tages stiftete seine Stiefgroßmutter einen seiner Cousins dazu an, sich gegen Babar zu wenden, während dieser sein Reich verlassen hatte. Dieser Cousin freundete sich mit dem Oberbefehlshaber der Armee und einigen wichtigen Persönlichkeiten in der Hauptstadt an. Als Babar versuchte sein Reich zu betreten, stand seine gesamte Armee gegen ihn. Sie erlaubten Babar nicht zurückzukehren. Babar jedoch hatte einige Freunde außerhalb seines Kaiserreichs, und sie halfen ihm dabei gegen seine eigenen Leute zu kämpfen. Babar war so groß und mächtig, dass er schließlich den Kampf gewann.
Nachdem er gewonnen hatte, kniete er vor seiner Stiefgroßmutter nieder. Mit gefalteten Händen sprach er zu ihr: „Ich hege keinen Groll gegen dich. Wenn eine Mutter einen Sohn mehr liebt als einen anderen Sohn, was kann der weniger geliebte Sohn tun? Er sollte sich nicht schlecht fühlen. Die Mutter sollte all ihre Kinder gleich lieben, aber tut sie dies nicht, muss es denen die weniger geliebt werden nicht leid tun. Sie sollten weiterhin die selbe Liebe für ihre Mutter empfinden, wie diejenigen, die von ihr bevorzugt werden. Daher hege ich keinen Groll gegen dich. Du hast gemäß deinem Licht das Richtige getan. Nun lass mich einen friedvollen Verstand haben.“ Dann legte er seinen Kopf auf ihren Schoß und schlief ein.
Einige Stunden später erwachte Babar und sah den Hauptschuldigen, seinen Cousin vor sich stehen. Er war von den loyalen Freunden des Kaisers verhaftet und zu Babar gebracht worden. Babar stand auf und umarmte seinen Cousin. Dann sagte er: „Es steht dir völlig frei den Rest deines Lebens mit mir zu verbringen oder mein Königreich zu verlassen. Wenn du mein Königreich verlassen und anderswo leben willst, werde ich all deine Kosten tragen. Wenn du weiterhin hier bleiben möchtest, steht es dir frei dies zu tun. Ich hege nicht den geringsten Groll gegen dich.“
Sein Cousin sagte zu ihm: „Babar, ich möchte bei dir bleiben. Wenn ich dich verlasse, werden die Leute versuchen mich umzubringen. Nicht deine Befürworter, sondern jene, die mir halfen, gegen dich zu kämpfen, werden versuchen mich zu töten, um dir das Gefühl zu geben, dass sie dir nun ergeben sind. Deshalb möchte ich bei dir bleiben. Ich weiß, dass du mich niemals töten wirst. Nicht nur das, ich weiß, dass deine Vergebung und dein Mitgefühl auf ewig meine Freunde sein werden, und dass du mir schließlich einen hohen Posten gewähren wirst.“
Babar schenkte ihm ein Lächeln der Vergebung und Zusicherung.
Aus dem Buch: llumination-experiences on Indian soil, part 1, Sri Chinmoy; Agni Press 1974